Um 6:30 Uhr des 16.06.2024 ertönte der Startschuss für die 25. Auflage des Ironman Austria in Klagenfurt und 10 Minuten nach den Profis starteten die rund 3.000 Agegrouper auf Ihren wohl längsten Tag des Jahres. Aus Sicht des SuS Darme ging Leon Manske an den Start. Die einjährige Vorbereitung war abgeschlossen und lief auf diesen einen Tag zusammen.
Der Tag startete jedoch schon früher, genauer gesagt um 3:15 Uhr. Das Wetter sollte mild aber beständig und damit perfektes Triathlon-Wetter werden, was sich in den frühen Morgenstunden, noch vor Start, kurzfristig ändern sollte: es fiel plötzlich reichlich Regen vom Himmel, obwohl der 10 Minuten zuvor geprüfte Wetterbericht nichts davon anzeigte. Egal, versuchen das Beste draus zu machen, zur ungewohnten Uhrzeit irgendwie das Frühstück runter zu bekommen und die Nervosität nicht allzu sehr durchkommen zu lassen. Als im Hotel alles erledigt und gepackt war, ging es ab ins Auto für die kurze Fahrt zur Eventlocation am wunderschönen Wörthersee. Der Regen war glücklicherweise weiter gezogen und die Straßen recht zügig wieder abgetrocknet.
Erster Zwischenstopp: Wechselzone, um das Rad fertig zu machen, alles zu überprüfen und die Rennverpflegung am Rad zu verstauen. Anschließend ab ins Strandbad, in dem der Start für die 3.800m Schwimmen stattfinden würde. Dort angekommen war nicht mehr viel Zeit. Es ging direkt in den Neoprenanzug und anschließend in die vordere Startbox. Da Leon einen schwimmerischen Hintergrund hat, war zu erwarten, dass er mit der Schwimmzeit vorne im Feld mitmischen kann. Die Schwimmstrecke erstreckte sich die ersten 2.800m u-förmig im Wörthersee, bevor der Kurs für die letzten 1.000m in den Lendkanal mündete. Dieser bietet den vielen Supportern und Zuschauern die perfekte Möglichkeit zum Anfeuern der Athleten, da der Kanal recht schmal und beidseitig mit breiten Wegen ausgebaut ist. Aus Athletensicht ein beflügelndes Gefühl durch diesen Tunnel aus Menschen zu schwimmen, die einen anfeuern und nach vorne treiben. Bilanz nach dem Schwimmen 1:01h. Hier wurde das Potential definitiv nicht voll ausgeschöpft, die Kraft aus den Armen ließ sich an dem Tag einfach nicht ins Wasser übertragen.
Die kurze Wechselzone führte ohne Umwege an den Wechselbeuteln vorbei direkt aufs Rad für die anstehenden 180km, bestehend aus zwei 90km Runden. Eine Runde verlief vorbei am Wörthersee in Richtung Veelden, anschließend für einen Schlenker zum Faakersee, wieder zurück nach Veelden und mit einem Bogen über bergiges Terrain zurück nach Klagenfurt. Insgesamt warteten 1.700 Höhenmeter auf jeden Athleten. Ungewohnt, wenn man im flachen Emsland zuhause ist, hoffentlich aber nicht all zu hart, wie die Radstrecke, die im Vorjahr auf dem Programm stand. Den Ironman Hamburg hat Leon 2023 bestritten und dort festgestellt, dass ein gänzlich flacher Kurs einen dazu zwingt, kontinuierlich in Aeroposition zu verbringen, was sich in Nacken und Rücken bemerkbar macht. Die Hoffnung in Österreich lag darin, dass der als wellig angegebene Radkurs für die notwendige Abwechslung sorgt und es für Rücken und Nacken nicht zu grausam würde. Als leichter Athlet sollten die Höhenmeter, die zudem recht gleichmäßig verteilt waren, auch nicht zu sehr ins Gewicht fallen. Einen Unterscheid zur Konkurrenz ließ sich fahrerisch mit konstantem Druck auf dem Pedal erzielen. Der Großteil erhöhte sein Tempo an den Anstiegen, konnte demnach einen kurzen Vorsprung rausfahren, hielt dieses Tempo in den Abfahrten aber nicht hoch genug und ließ lediglich Rollen. Durch aktives Abfahren und etwas Mut zeigte sich Bergab der Unterschied und so ließen sich einige kleinere Gruppen einholen. Zwischenstand nach Runde eins: 2:30h für die ersten 90km und reichlich Spaß auf dem abwechslungsreichen Kurs.
Die ersten 15km der zweiten Runde verliefen vergleichbar zügig wie in der Runde zuvor. Leider setzte dann starker Regen ein, der für die nächsten zwanzig Minuten anhielt. Die Kombination aus dem starken Regen und dem Fahrtwind führte dazu, dass es recht kalt auf dem Rad wurde und das Tempo unweigerlich nicht mehr so hoch gehalten werden konnte wie zuvor. Ärgerlicherweise schlich sich 30km vor T2 ein mechanischer Defekt ein. Nach einem schnellen Wechsel aus steiler Abfahrt, 90 Grad Kurve und direktem Anstieg flog die Kette ab und verkeilte sich mit einer aufgeklebten Metallplatte, die zum Schutz des Rahmens für genau solche Fälle angebracht war. Folge war, dass sich die Kurbel nicht mehr drehen ließ. Erst nach einigem Hin und Her konnte der Defekt behoben werden, die Metallplatte schleifte allerdings noch deutlich hörbar am Kettenblatt. Egal, Hauptsache es geht weiter! Das nicht mehr zu überhörende Rad wurde schließlich nach 5:19h (6:25h Gesamtzeit) in der Wechselzone abgestellt.
Ab in die Laufschuhe und ab auf den Marathon. Leichter gesagt als getan, der Rücken machte dicht, nach vorne beugen fast nicht mehr möglich. Mit schmerzverzehrtem Gesicht ließen sich die Schuhe dann aber doch irgendwie anziehen, mental erst einmal belastend, wenn man noch 42,2km vor sich hat. Nach einigen motivierenden Worten von seiner eigenen Supporterin ganz zu Anfang der Laufstrecke, ließ sich der Schmerz dann aber aushalten und laufen war auch möglich. Der Laufkurs führte über zwei Runden durch den Klagenfurter Europapark, direkt am See gelegen, dann am Wörthersee entlang nach Krumpendorf, von dort auf identischer Strecke zurück zum Park und anschließend in die Klagenfurter Altstadt. Ab hier ging es dann wieder zurück in den Park, in dem auch der Zieleinlauf, die Expo und das sonstige Ironman-Geschehen stattfand. Gerade im Bereich des Ziels war die Stimmung und Menge der Zuschauer überragend. Je weiter es raus in die Dörfer oder Altstadt ging, nahm das aber leider etwas ab. Vereinzelnde Hotspots und Anwohner, die direkt an der Strecke wohnten, sorgten aber auch zwischendrin für ausreichend Stimmung. Trotz der Rückenprobleme konnte Leon gut in den Lauf finden und die erste Runde ohne weitere Zwischenfälle absolvieren. Ab Kilometer 30 wurde es aber zunehmen unangenehm und belastend, sodass es zu Gehpausen kam. Aber auch diese konnten das Gesamtergebnis nicht wirklich schmälern. Eine Laufzeit von 4:08h und Gesamtzeit von 10:40h standen am Ende auf dem Zielbogen und die magische Worte Leon you are an Ironman ertönten aus den Boxen des Zielbereichs und die wohlverdiente und riesige Medaille wurde umgehängt. Überglücklich aber erschöpft ging der wohl längste Tag des Jahres gegen 17:20 Uhr zu Ende. Nur noch Verpflegen, Bike auschecken und Beine hochlegen standen auf dem Programm für den Tag. Eine wunderschöne Erfahrung, die all den Verzicht, all die Arbeit der vorausgegangenen Monate wert war! Der nächste Ironman wird kommen, dann hoffentlich ohne mechanische Ungereimtheiten auf der Radstrecke und ohne Rückenprobleme beim Laufen.
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